Sakine Cansiz (Sara), eine der bedeutendsten Revolutionärinnen der jüngeren Geschichte, wurde 2013 in Paris ermordet. Obwohl die Verbindung des Mörders zum türkischen Geheimdienst offensichtlich war, wurde das Verfahren eingestellt.
Während der erste Band der dreiteiligen Biographie von Sakine Cansiz ihre Kindheit in Dersim und den Aufbau der kurdischen Befreiungsbewegung beschreibt, handelt der zweite Band von ihrem Kampf im Gefängnis bis zu ihrer Entlassung 1990. Im dritten Band beschreibt sie die Erfüllung ihrer größten Sehnsüchte: Den Vorsitzenden der PKK, Abdullah Öcalan, wiederzusehen und als Guerilla in die Berge zu gehen. Viel Zeit verbringt sie in der Parteischule der PKK in Damaskus. Hier steht die ständige Weiterentwicklung der Persönlichkeit im Mittelpunkt der Bemühungen. Jedes Verharren und Festzementieren von falschen Vorstellungen und falscher Praxis soll überwunden werden. Sakine beschreibt diesen schwierigen Prozess, die Überwindung der Sozialisation durch das System, hin zu einer freien Persönlichkeit. Zweifellos hat sie diesen Kampf gewonnen und bleibt im Gedächtnis als eine der stärksten Symbolfiguren des kurdischen Befreiungskampfes und der kurdischen Frauenbewegung.
Edition Mezopotamya
Gegen Zensur und die Einschränkung der Meinungsvielfalt in Deutschland
Am 12. Februar 2019 wurde der in Neuss ansässige Mezopotamien Verlag durch einen Erlass des Bundesinnenministeriums verboten. Ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Ein ganzer Verlag wurde kurzerhand zu einer Teilorganisation der in Deutschland verbotenen PKK erklärt, und alle seine Medien wurden beschlagnahmt.
Der Mezopotamien Verlag veröffentlichte in verschiedenen Sprachen Literatur zur kurdischen Geschichte, zur kurdischen Sprache und auch zahlreiche Schriften zur Idee und Praxis des demokratischen Konföderalismus. Darüber hinaus fanden sich Romane, Kinder- und Jugendbücher, Gedichtesammlungen, Wörterbücher und Lehrbücher in seinem Verlagsprogramm.
Keines dieser Bücher ist auch nur ansatzweise in der Vergangenheit straf- oder zivilrechtlich beanstandet oder gar verboten worden. Auch heute richtet sich das Verbot des Verlages nicht gegen die einzelnen Medien, dennoch sind sie tonnenweise beschlagnahmt worden. Das ist politische Zensur ›durch die Hintertür‹. Es ist offensichtlich, dass juristisch nicht zu beanstandende Bücher, Broschüren und CDs aus politischen Erwägungen mit einem vereinsrechtlichen Konstrukt aus dem Verkehr geschafft und der kritischen Öffentlichkeit vorenthalten werden sollen. Das ist ein nicht hinnehmbarer Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Presse- und Publikationsfreiheit.
Zahlreiche Medienschaffende, Verlage und Buchhandlungen haben deshalb während der Leipziger Buchmesse 2019 in einer Protestnote die Aufhebung der Verbotsverfügung gefordert. Darauf kam – wie leider zu erwarten war – keine Reaktion der Verantwortlichen.
Ein Kreis namhafter Herausgeber*innen, der sich entschieden gegen Zensur und Einschränkung der Meinungsvielfalt stellt, ist mit der Edition Mezopotamya der Zensur des deutschen Bundesinnenministeriums entgegengetreten und hat einen Teil des zugegebenermaßen recht kleinen deutschsprachigen Programms aus dem Mezopotamien Verlag erneut aufgelegt. Die Titel erscheinen in einer Gemeinschaftsedition der Verlage edition 8, Mandelbaum Verlag und Unrast Verlag, um wenigstens diese wenigen Titel dem Buchhandel und den interessierten deutschsprachigen Leser*innen wieder zugänglich zu machen.
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