Broschüre „Die unvollendete Revolution“

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104 Seiten | 2018

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Art.-Nr.: FFBR016 Kategorie:

Beschreibung

Einleitung
Auch wenn jetzt zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution von 1918 eine ganze Reihe von Veranstaltungen stattfinden werden, sind die Ereignisse
dieser Revolution doch weitgehend aus dem öffentlichen Diskurs der Bundesrepublik verdrängt worden. Zu Unrecht, wie wir meinen. Die Novemberrevolution führte zur Konstituierung der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland. Das Frauenwahlrecht gehörte zu ihren Errungenschaften, die verfassungsmäßige Anerkennung der Gewerkschaften und die betriebliche Mitbestimmung durch Betriebsräte. Doch die Forderungen der Revolution gingen darüber hinaus und sind teilweise auch heute noch aktuell. Der Wunsch nach Frieden, nach vier Jahren blutigen Gemetzels, der Hunger und die Armut trieben die Massen auf die Straßen und die morsche Monarchie wurde hinweggefegt. Die Rätebewegung kämpfte für Entmilitarisierung und Sozialisierung (Enteignung des großen Kapitals), dieser Wunsch wurde blutig niedergeschlagen. Deshalb sprechen wir von einer unvollendeten Revolution.

Die Forderungen nach Frieden und sozialer Gerechtigkeit sind bis heute aktuell geblieben, die erkämpften Rechte müssen auch heute noch ständig
gegen Angriffe verteidigt und eine Perspektive gegen die Macht des großen Kapitals muss eröffnet werden. Damit dies alles bei den offiziellen Feierlichkeiten nicht völlig untergeht, haben wir, ein Arbeitskreis aus Gewerkschaftern, Antifaschisten, Gedenkinitiativen und Einzelpersonen, uns zusammen geschlossen, eine Erklärung erarbeitet, und eine Kundgebung vorbereitet. Wir veröffentlichen die Erklärung hier und liefern dazu einen umfangreichen Dokumentarteil, der die vielen historischen Facetten sichtbar machen und zeigen soll, worin deren Bedeutung bis heute besteht.

Was ist das für eine Gesellschaft, die sich nicht mehr an den Tag erinnert, an dem sie als Republik geboren wurde, die nicht mehr weiß, wer sie zur Welt brachte, nichts weiß von ihren Hoffnungen und Kämpfen und diejenigen vergessen hat, die dafür ihr Leben gaben? Es gibt in unseren Städten Orte, an denen die Revolutionäre kämpften – und die Orte, wo sie brutal ermordet wurden. In Berlin ist es unter anderen das Dragonerareal hinter dem Finanzamt Kreuzberg. Hier gilt es die verlorene Erinnerung zu wecken und dauerhaft wachzuhalten! Wir fordern, dass auf dem Gelände ein Gedenk- und Lernort zur Revolution 1918/19 entsteht. Ein Gedenkort, der an alle erinnert, die für die Revolution kämpften, auch an die Revolutionären Obleute. Ein Gedenkort, der an all jene erinnert, die für die Revolution starben, an Erich Habersaath, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches, Max Reichpietsch, Albin Köbis, Paul Wieczorek und die vielen anderen. Ein Lernort mit Seminarräumen, einer Bibliothek mit allen Möglichkeiten, die für ein aktives Lernen notwendig sind. Ein Lernort, der weit über die Region hinausstrahlt.

Ein umfangreicher Artikel zum Dragonerareal begründet, warum sich dieses Gelände als Gedenk- und Lernort besonders eignet. Nicht zuletzt wollen
wir mit einer kleinen Namensliste die bekannten und namenslosen Opfer der blutigen Niederschlagung wenigstens ansatzweise ehren. Wir erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir rufen dazu auf, gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie sowohl der Opfer gedacht, als auch die herausragende Rolle der Arbeiterinnen und Arbeiter angemessen und dauerhaft gewürdigt werden kann. Dabei geht es ganz besonders um die Metallarbeiterinnen und Metallarbeiter, und insbesondere um die Beschäftigten von Unternehmen, die auch heute noch existieren, wie z. B. Siemens oder Daimler-Marienfelde oder Otis in Reinickendorf. Aber auch die Beschäftigten anderer Branchen wie zum Beispiel die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe, jetzt BVG, haben eine besondere Würdigung verdient. Ihr Streik im März 1919 war einer der längsten in der Geschichte der Berliner Verkehrsbetriebe.

Wir konnten in diesem kleinen Büchlein nicht alle Aspekte ausreichend beleuchten. Unser Ziel ist es, die Auseinandersetzung über diese bedeutende
Revolution, ihre Träger und ihre Folgen zu fördern und unseren Teil dazu beizutragen, dass die Forderungen von 1918 aus der Vergessenheit geholt werden.

Für die Koordination ›Unvollendete Revolution 1918‹
Frieder Böhne, Benedikt Hopmann, Günter Watermeier, Peter Wegner

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